Paul McCarthy: Upside Down Spitting - Bat, 1975, Basement Tapes, Film, schwarz/weiß, Ton, Filmstill. |
Das ZKM in Karlsruhe läd zu seiner Vidéo Vintage Ausstellung ein, die zuvor sehr erfolgreich im
Pariser Centre de Pompidou
kuriert wurde. Man sollte sich für den Besuch sehr viel Zeit mitbringen, da
sich die Menge von 72 Videoarbeiten von 53 Verschiedenen Künstlern kaum an
einem Tag bewältigen lässt. Das ZKM dachte jedoch mit und schuf dem Besucher
einen angenehmen Aufenthaltsort, indem es diverse Möbel und
Einrichtungsgegenstände der 60er und 70er Jahre zusammen trug und die Videos in
einen passenden optischen Umraum einzufassen. Viele der Videoarbeiten mussten
im Voraus digitalisiert und restauriert werden. Wiedergegeben werden diese über
ebenfalls der Entstehungszeit entsprechenden Fernsehapparaten oder durch
moderne Projektionen. Diese Präsentation ist ungewohnt und vielleicht auch
etwas übertrieben, da das Design der Objekte der angewandten Kunst auch sehr
von den Videoarbeiten ablenken können.
Bill Viola: Reverse Television - Portraits of Viewers, 1883-84, Film, Farbe, Filmstills |
Die Ausstellung ist in drei Themengruppen
gegliedert. Den Besucher empfängt zu Beginn der Schwerpunkt Performance, in dem einem bekannte Künstler wie Paul
McCarthy mit ihren
Videoexperimenten begegnen. Anschließend folgen Arbeiten, in denen sich die
Künstler besonders dem Thema Fernsehen, gewidmet haben. Bill Viola filmte 1984 in einer Kooperation mit einem US-amerikanischen
Fernsehsender seine Arbeit „Reverse Television – Portraits of Viewers“, in der die Position des Rezipienten genau
studiert wird. Der Rezipient wird von seinem Fernsehapparat ebenfalls
angestarrt gleichzeitig stellt Viola damit die Position des Betrachters seiner
Kunst in Frage. Abschließend gelangt man in den dritten und letzten Abschnitt
der Ausstellung, der mit „Haltungen, Formen, Konzepte“ betitelt ist. Der Besucher kann hier einen
Einblick in den theoretischen Hintergrund der Videokunst bekommen, die oft
nicht nur experimentell, sonder auch strickt geplant und organisiert ist.
Nam June Paik: Global Groove, 1973, Film, Farbe, Ton, Filmstill. |
Von Nam June Paiks „Button Happening“ von 1965 nimmt die Position des ältesten
Videokunstwerks in der Ausstellung ein. Auch seine Arbeit „Global move“ ist als bedeutendes Werk der Videokunst bekannt.
Paiks Position als Pionier dieser Kunstgattung lässt sich in dieser Ausstellung
gut nachvollziehen.
Gerry Schum, Josef Beuys: Filz-TV, aus der Serie Identifications, 1970, Film, schwarz/weiß, Filmstill. |
Es ist anhand der Exponate gut nachvollziehbar,
was die Einführung eines derartigen neuen Mediums für die Kunstszene bedeutete.
Die neue Freiheit in der Produktion und Handhabung machte neue Arten von
Performances möglich, die auf einem Film fixiert und jederzeit wiederholt
werden konnten. Neue Sehgewohnheiten und Ästhetiken wurden erarbeitet und
erlernt, die für unser heutiges Medienerlebnis selbstverständlich sind. Den
Ursprung unserer Video- und Fernsehkultur nachempfinden zu können ist sehr
interessant.
Gerry Schum, Josef Beuys: Filz-TV, aus der Serie Identifications, 1970, Film, schwarz/weiß, Filmstill. |
Das erfolgreiche Massenmedium wird durch die
Kunst gefeiert, kritisiert und entfremdet. Auch theoretische Diskurse, wie
beispielsweise Walter Benjamins
These über die Entwertung des Kunstwerkes durch seine technische
Reproduzierbarkeit werden persönlich erfahrbar. Doch nicht nur die negativen,
sondern auch die positiven Aspekte der medialen Kunst sind präsent. Denn sie
wird durch ihre Wiederholbarkeit auch mehr Menschen zugänglich. Der Besuch der Vidéo
Vintage Ausstellung ist
definitiv reich an Bildern und Emotionen und gibt auch Besuchern eine Chance,
die vielleicht bisher keinen Zugang zu Medienkunst fanden.
Lara
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