Donnerstag, 4. April 2013

Ein surrealistisches Puppenspiel




Katarzyna Kozyra wurde 1963 in Warschau geboren, studierte Bildhauerei an der Akademie der Schönen Künste und Medienkunst an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst. So vielseitig wie ihre Ausbildung, sind auch ihre Arbeiten, die genreübergreifend Theater, Performance, Video und Skulptur vereinen. Die aktuelle Ausstellung Master of Puppets ist dem Düsseldorfer Schmela Haus auf den Laib geschneidert worden. Der sehr individuelle und kleine Kunstraum wurde von der Künstlerin selbst mit ihren Werken bestückt. Es erwartet den Besucher ein interessanter Einblick in verschiedenste Projekte Kozyras.


Katarzyna Kozyra: Summertale, 2008, Film, Farbe, Ton, Filmstill.

Der Titel der Ausstellung ist durchweg Programm. Kozyra ist gleichzeitig Puppenspieler und Puppe. Sie inszeniert um sich herum verrückte, an den Surrealismus erinnernde Performances, in denen sie verschiedenste Rollen einnimmt. Sie stößt sich an gesellschaftlichen Konventionen, sein es Geschlechterrollen, Märchenerzählungen, Berufe oder einfach nur das Individuum selbst. Sie schlüpft in verschiedenste Rollen und hinterfragt damit sich selbst und die Erwartungshaltung des Zuschauers. Scham scheint in diesen erdachten Welten nicht zu existieren.

Katarzyna Kozyra: Cheerleader, 2006, Film, Farbe, Ton, Filmstill.

Schon die Band Metallica setzte sich auf ihrem berühmten Album, das ebenfalls Master of Puppets heißt, künstlerisch mit Themen Zwang, Kontrolle, Kontrollverlust, Abhängigkeit, Geisteskrankheit und Religion auseinander. Kozyras Arbeiten sind ebenfalls nichts für zart beseidete Nerven. Blut, Geschlechtsorgane, meuchelnde Zwerge und Travestieauftritte reihen sich eng nebeneinander. Viele Filme haben dabei einen sehr dokumentarischen Charakter und zeigen Kozyras Entwicklung während des Projektes auf.

Katarzyna Kozyra: Men's Bath House, 1999, Film, Farbe, Ton, Filmstill.

Im obersten Stock erwarten einen zahlreiche Kostüme und Requisiten aus den präsenten Arbeiten. Der Zuschauer wird dadurch noch stärker mit den Werken konfrontiert. Durch diese Nähe bildet sich eine realere Erfahrung aus, als es allein durch den distanzierten Bildschirm oder die Projektionsflächen möglich wäre. Wer mutig genug ist und Kozyras Arbeiten mit dem innewohnenden Ernst und gleichzeitigen Witz erleben möchte, sollte die Ausstellung unbedingt besuchen.

Katarzyna Kozyra: Il Castrato, 2006, Film, Farbe, Ton, Filmstill.


Lara

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