Mittwoch, 6. Februar 2013

Hockneytopia




David Hockney: May 12th 2011, Rudston to Kilham Road 5, 18 Screen Video, Filmstill.

Eine Aneinanderreihung von Screens vereint sich im Eingangsbereich der David Hockney Ausstellung im Museum Ludwig zu einer gewaltigen Videoinstallation. Wir sehen Ausschnitte englischer Landschaften, die sich an uns langsam vorbeischieben. Besucher kommen und gehen, meistens nach ein paar Sekunden. Sind die Landschaftsinstallationen on Hockney wirklich so schnell zu fassen und nur eine digitale Version des bekannten Sujets? Wir bleiben sitzen und geben dem ganzem Zeit. Das Auge erfasst die eigenartigen Verschiebungen, die dem gerasterten Bild inne wohnen. Was ist mit der Zentralperspektive geschehen? Es kommt der Verdacht auf, dass Hockney diese nicht leiden kann. Auch gibt es noch viel mehr Störfaktoren in seinen bewegten Bildräumen zu finden. Filter, Farben und Bildschärfe scheinen sich stetig zu verändern und lassen unser Auge entdeckungsfreudig über die vielen Screens wandern. Ich fühle mich an das aufbrechen des gewohnten Blickfeldes durch ein Kaleidoskop erinnert. Solch einem Landschaftserlebnis habe ich noch nie beigewohnt.

David Hockney: November 7th and November 26th, 2010, Wolgate Woods, 9 Screen Video, Filmstills.

Es gibt noch viele solcher Installationen in der Ausstellung „A Bigger Picture“ zu entdecken. Besonders imponiert der vier Jahreszeiten Raum, in dem man von vier Bildschirmgruppen umringt wird. Alle zeigen parallel dieselbe Landschaft zu verschiedenen Jahreszeiten. Hier wird am deutlichsten, dass die zeitliche Ebene in Hockneys Arbeiten eine große Rolle spielt. Installationen sind wegen der Fixierung der Bilder durch das Medium Film sowieso an die zeitliche Ebene gebunden. Doch scheint die Zeit in Hockneys Installationen viel langsamer als gewohnt zu verlaufen. Außerdem ermöglichen sie das gleichzeitige Sichtbar-sein von physischen Zuständen.

David Hockney: The Tunnel, April 20th 2011, 5pm, (links), May 19th 2011, 8.10am (rechts), 9 Screen Video, Filmstills.

Die Andersartigkeit und das Infragestellen unserer Wahrnehmungskategorien, wie die Zentralperspektive machen Hockneys Installationen zu heterotopischen Bildräumen. Michel Foucault verwendete den Begriff der Heterotopie, um Räume zu beschreiben die von der vorherrschenden Norm abweichen. Hockney stellt unsere Sehgewohnheiten in Frage indem er die Zentralperspektive aufbricht und bekannten Vorstellungen von Landschafts-darstellungen unterläuft. Diese Heterotopien ermöglicht uns eine neue Wahrnehmungs-erfahrung, indem sie uns verunsichern, den gewohnten Blick negieren und somit unsere kulturellen Gewohnheiten reflektieren. Also Augen auf und viel Spaß im Hockneytopia.

Lara

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen